Über mich

Ich im Gespräch mit Haj Antpöhler

Im Gespräch mit Hajo Antpöhler
1992 in der Galerie Cornelius Hertz, Bremen.


Ich 2015

Ich 1983

1983 als Kunststudent

Wie wohl jedes Kind habe auch ich angefangen, zu zeichnen und zu malen, sobald ich Pinsel und Stift fest halten konnte. Für Kunst, insbesondere auch für die Moderne Kunst, interessierte ich mich schon als Kind. Mit dreizehn Jahren hatte ich alles über Moderne Architektur gelesen, was die Stadtbibliothek meiner Heimatstadt Delmenhorst zu bieten hatte. Für ein Arbeiterkind an einer Hauptschule in den 60er Jahren vielleicht etwas ungewöhnlich. Trotzdem sollte es noch eine lange Zeit dauern, bis ich endlich Kunst studieren konnte. Über den 2. Bildungsweg kam ich dann doch noch 1981 an die Hochschule für Gestaltung in Bremen, welche dann während meines Studiums zur Akademie für Künste wurde.

Malerei und Zeichnung, auch die Überschneidungen zwischen diesen Polen, sind die Mittel meiner Arbeit, ihre Themen jedoch sind Architektur und Skulptur sowie die Verbindung dieser beiden Themen.

Man kann es auch vereinfachen: Themen sind Form, Farbe und Struktur. Nun hat die Kunst, so sie gut ist, viele Schichten und Bedeutungsebenen. Nichts ist nur das, was es zu sein scheint. Natürlich ist meine Kunst auch ein Statement zur Moderne, zu Ästhetik, Schönheit und Macht. Selbstverständlich sagt das, was man macht, auch etwas über den Erschaffer aus. Ich zeige keine Architektur, die es gibt oder geben sollte. Meine Bilder sind gegenständlich und sie sind es nicht, denn Thema von Malerei ist immer auch die Beschäftigung mit der Farbe an sich. Beim Betrachten meiner Bilder sollte man auch einmal die Gegenständlichkeit ausblenden und Farbe und Form auf sich wirken lassen. Ausstrahlung und Emotionalität sind ebenso wichtige Bestandteile von guter Kunst wie die intelligente Bildfindung und Bildgestaltung. Die Suche nach Formen, Farben und Strukturen sind ebenso Themen wie eventuelle andere inhaltliche Aussagen, deshalb verliert das scheinbar Gegenständliche seine Eindeutigkeit und wird integriert in eine im Grunde ungegenständliche Malerei. Trotzdem sind die Bilder natürlich auch gegenständlich, haben eine sehr konkrete Formensprache, die auch einen Zweck erfüllen soll. Kunst ist für mich nicht dazu gedacht, schön zu sein, erbaulich zu sein, gute Stimmung zu verbreiten. Kunst muss intensiv sein, Ausstrahlung haben, unbequem sein, irritieren

 

Schneider möchte keine Bilder liefern, die einseitig verherrlichen, und keine Bilder, die allzu offensichtlich nur kritisch sind. Er will nicht den Weltausschnitt, den er malt, so einfach, so vereinfachend bewerten nach Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Die Architektur der Machtausübung und Einschüchterung hat ihre faszinierende Ästhetik. Aber die Faszination ist gebunden an das, was uns klein macht, an die Niedertracht der Macht."
"Schneiders Bilder sind in Absicht und Wirkung ambivalent, doppeldeutig. Sie wollen den Betrachter zum Zweifler machen, der die Widersprüche nicht glättet, sondern mündig sich ihnen stellt.

Hayo Antpöhler†, aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung im Haus am Wasser, Bremen-Vegesack 199

Siegmund Schneider läßt sich entsprechend auch von Spielzeug und Bauklötzern anregen. Es ist eine künstliche Bilderwelt, die seine Gemälde eröffnen, obsessiv vorgetragen, eine enge Motivik, ohne die Möglichkeit des Ausweichens. Gigantisch überhöhte Architekturteile ragen in einen synthetisch erleuchteten Himmel, bodenlos, von instabiler Konstruktion. Hier gibt es keine Menschen. Hier gibt es keinen Schmuck, keine Öffnungen im Stein, keine Türen und Fenster."
"Trotz der Einfachheit der Formen und Flächen also: von Ruhe keine Spur. Im Gegenteil: von den Bildern geht eine große Beunruhigung aus. Denn bei genauem Hinsehen wird deutlich: Was als Raum, als Dreidimensionalität angelegt schien, schlägt bestürzend in Fläche um, d.h. der Raum vernichtet sich in die Fläche. Es ist ein hochbrisantes, bedrückend kalkuliertes Spiel zwischen Konstruktion und ihrer Zerstörung.
Barbara Alms, aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung im Haus Coburg, Delmenhorst 1992

'Gebilde von Menschenhand' formt der Künstler Siegmund Schneider um und denkt sie malend – meistens auf großer Fläche – neu. Er setzt sie vor eine neutrale Umgebung und verschiebt mit Hilfe veränderter Formen und Farben Aktzente seines Ausgangsobjekts. So kann ein Haus zur Skulptur werden. Für ihn sind die "Gebilde" Inspiration! Er verrätselt, was doch einst eindeutig war, er bricht mit künstlerischen Mitteln in eine festgefügte Welt ein, solange sie nicht von den Elementen Feuer, Wasser, Sturm heimgesucht wird oder ein Krieg nur noch Unkenntliches hinterläßt.
Ute Ocsek-Fürg in: Siegmund Schneider, Schönheit und Schrecken, Bookholzberg 2019